Erinnerungen
von Nicole
Langsam stieg Adriana
die Treppen zum Dachboden hinauf. Nächste Woche fand ihr erster Schulball statt und sie wollte in den Kisten ihrer Mom
stöbern Sie hatte extra gewartet bis alle aus dem Haus waren. Sie wusste, ihrem Dad würde es nicht gefallen, was sie tat. Immer
wieder hatte er es seinen Kindern verboten auf dem Dachboden zu stöbern. Heute würde Adriana endlich ihre Chance bekommen
in den Kisten zu stöbern und vielleicht fand sie endlich mehr über ihre Mutter heraus. Sie vermisste ihre Mom, auch wenn
sie sie nie richtig kennen gelernt hat. Alles, was sie über ihre Mutter wusste, hatte man ihr erzählt. Vorsichtig öffnete
sie die Dachluke. Sie sah sich um. Es fiel nur wenig Licht durch die kleinen Fenster. In der einen Ecke standen große
Reisekoffer und eine große Holztruhe. Adriana öffnete einen der Schrankkoffer. In dem Koffer waren mehre wunderschöne Abendkleider.
Vorsichtig strich sie mit ihren Fingern über den zarten Stoff. Sie nahm eines der Kleider aus dem Koffer und hielt es sich
an den Körper. Mit ihren 15 Jahren war Adriana schon recht groß. Es schien zu passen. Schnell schlüpfte sie in das Kleid.
Es war wie für sie gemacht. Adriana entdecke in einer anderen Ecke einen abgedeckten Spiegel. Schnell ging sie hin und nahm
die Decke ab. Sie erschrak selbst ein wenig als sie sich im Spiegel sah. Sie sah aus wie ihre Mutter auf einem der Bilder,
die auf Grandpa´s Kamin standen. Sie drehte sich vor dem Spiegel. Sie fühlte sich ihrer Mutter zum ersten Mal sehr nah. Adriana
ging zurück zu den Koffern und hockte sich vor die Kiste, um sie zu öffnen. Es gelang ihr nicht. Irgendetwas klemmte. Mit
Hilfe eines Schraubenziehers gelang es ihr den Koffer zu öffnen. Leise schlug den Deckel nach hinten. sie hatte das Gefühle
etwas Verbotenes zu tun. In der Kiste fand sie hunderte von Fotos, die ihre Mom und ihren Dad zeigten. Sie fand auch
ein Hochzeitsalbum. Vorsichtig nahm sie es heraus. Sie setzte sich auf den alten Schaukelstuhl in der Ecke und schlug es auf. Sie
schaute sich jedes einzelne Bild lange an. Auf der letzte Seite des Albums hatte sich jemand die Mühe gemacht und den Hochzeitsschwur
ihrer Eltern aufgeschrieben. Tränen trübten ihren Blick, als sie ihn gelesen hatte. Sie wischte sich mit dem Handrücken
die Tränen weg. Wie sehr mussten sich ihre Eltern geliebt haben. Sie konnte jetzt noch weniger verstehen was geschehen
ist und warum ihre Eltern sich getrennt haben. Sie drückte das Album fest an sich. Sie würde es mit in ihr Zimmer nehmen.
Es sollte nicht hier auf dem Dachboden verstauben. Sie stand auf und wühlte weiter in der Kiste und fand dann einen Stapel
Briefe, der mit einem roten Schleifenband zusammen gehalten wurde. Vorsichtig öffnete sie die Schleife. Es waren Liebesbriefe,
die Eden und Cruz sich gegenseitig geschickt hatten. Adriana zog sich das Kleid aus und hing es zurück in den Schrankkoffer.
Dann nahm sie das Album und die Briefe und ging in ihr Zimmer.
In ihrem Zimmer setzte sie sich auf ihr Bett und sah
sich das Hochzeitsalbum ihrer Eltern an. Vorsichtig strich sie über das Bild auf der ersten Seite. Es zeigte ihre Eltern
in ihren Hochzeitskleidern.
Dann nahm sie den Stapel Briefe und fing an, sie zu lesen. Je mehr sie las, desto weniger
verstand sie, warum ihre Eltern getrennt waren. Und dann fand sie in all den Briefen einen, der den Poststempel diesen
Jahres trug. Er war noch nicht geöffnet worden. Sie drehte ihn in ihren Fingern. Er war an ihren Vater adressiert. Bevor
sie nachdenken konnte, öffnete sie ihn. Vorsichtig nahm sie den Brief heraus. Dabei fiel ein Foto raus. Sie hob es auf.
Eine wunderschöne Frau lächelte sie an. „Mom“, flüsterte sie und strich über das Bild. Dann faltete sie den
Brief auseinander und begann zu lesen. „Geliebter Cruz,
Ich habe lange
überlegt wie ich anfangen soll. Ich will dir soviel sagen, dir soviel erklären. Aber mir fehlen die Worte. Ich weiß nur
eins, ich vermisse dich und die Kinder. Cruz, ich bin mir sicher, du warst unseren Kinder immer ein liebevoller Vater. Ich
liebe dich dafür und bin dir dafür so dankbar. Cruz, ich weiß, wie sehr mein Weggang mich verletzt hat. Aber ich musste
diesen Weg gehen und ich hoffe und bete, dass du mich eines Tages verstehst und mir verzeihen kannst. Adriana lies
den Brief sinken. Ihre Mutter hatte nach all der Zeit Kontakt aufgenommen und ihr Dad hatte diesen Brief gar nicht erst gelesen.
Wut und Enttäuschung stiegen in ihr auf. Warum hatte ihr Dad nichts von diesem Brief gesagt? Sie las weiter. Ihre Mutter
erklärte Cruz, wie es ihr in den letzten Jahren ergangen war und wie schwer der Weg war, den sie gehen musste um wieder gesund
zu werden.
Als letzten Satz schrieb sie
Cruz, du und die Kinder, ihr seid mein Leben. Bitte verzeih mir,
EDEN
Als Cruz aus dem Wagen stieg, sah er, dass auf dem Dachboden Licht brannte. Er wusste, dass seine Tochter
allein war an diesem Nachmittag und er hoffte, sie habe sich nicht über sein Verbot hinweggesetzt. Seit Jahren mied er
es, den Dachboden zu betreten. Dort standen so viele Sachen, die ihn an Eden erinnerten. Nur einmal war er vor kurzem dort
oben, um etwas vor seinen Kindern zu verstecken. Er hasste sich dafür, aber es tat auch noch all den Jahren immer noch weh. Ja,
er wusste, dass es falsch war, aber er konnte nicht anders. Noch immer beherrschte Eden all seine Träume. Nie wieder würde
er eine andere Frau so lieben. Leise schloss er die Tür auf und horchte. Es war leise im Haus. Langsam ging er die Treppe
nach oben. Als er vor Adrianas Zimmer stand, sah er, dass dort Licht brannte. Er öffnete leise die Tür. Er musste mit seiner
Tochter reden. Als er das Zimmer betrat, sah er seine Tochter schlafend auf dem Bett liegen. Neben ihr lag das Hochzeitsalbum
und drum herum all die Briefe von Eden. Vorsichtig nahm er die Briefe und das Album vom Bett und deckte Adriana zu. Das
Album legte er auf ihren Schreibtisch. Sie sollte es behalten. Er verstand, dass sie ihre Mutter vermisste. Dann nahm er
die Briefe und ging nach unten. Er sah sie durch und fand den Brief, den er vor 2 Monaten auf dem Dachboden versteckt hatte. Er
hatte damals nicht den Mut ihn zu lesen aber jetzt musste er ihn lesen. Es war als wenn ihn jemand dazu zwingen würde. Als
er ihn gelesen hatte, lies er ihn sinken. Tränen standen ihm in den Augen. Eden liebte ihn noch immer, aber sie hatte Angst
zurückzukommen, und er wusste nicht, was er tun sollte. In diesem Moment klingelte das Telefon. „Castillo“,
meldete er sich. Am anderen Ende meldete sich niemand, also legte er wieder auf. Gleich darauf klingelte es erneut. „Ja“,
bellte er kurz angebunden in den Hörer. „Bitte verzeih mir“, flüsterte eine ihm wohl bekannte Frauenstimme.
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